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Stassfurts Alte Mitte – Abriss und Neubeginn

Staßfurter Geschichtsverein bringt neues Buch „Staßfurts alte Mitte“ mit 1000 Exemplaren auf den Markt

Artikel vom 7. Mai 2019

Mit dem Fotoband „Staßfurts alte Mitte – Abriss und Neubeginn“ bringt der Staßfurter Geschichtsverein in diesem Monat ein neues Buch in den Handel. Die Fotos reichen von Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Dazu gibt es zahlreiche Erläuterungen zur interessanten Geschichte der Salzstadt.

Von Enrico Joo

Auch im arbeitswütigem Rausch der druckenden Maschinen nicken die drei eingeladenen Herren, obwohl sie wegen des Lärms in der Druckerei „Salzland Druck“ kaum die Wörter verstehen, die Lutz-Michael Link ihnen zuwirft. Und doch lächeln die drei Vertreter des Staßfurter Geschichtsvereins wissend über den kleinen Vortrag, den der Vertriebsleiter der Staßfurter Druckerei ihnen hält. Denn es geht ja um ihr eigenes Buch, dessen Herstellung Link da anschaulich erklärt. Der Staßfurter Geschichtsverein bringt Mitte diesen Monats ein neues Buch auf den Markt mit dem Titel „Staßfurts alte Mitte – Abriss und Neubeginn“. Auf 112 Seiten werden neugierige Geschichtsfans der Salzstadt fotografische Gegenüberstellungen aus damaliger und heutiger Zeit bewundern können.

Zu jedem Fotopaar gibt es dabei ein paar Erklärungen und einordnende Hintergrundinformationen. Geboren wurde die Idee bereits 2017. „Da hatten wir im Stadt- und Bergbaumuseum eine fünfwöchige Fotoausstellung mit dem Thema ,Damals und heute“, erklärt Rico Schäfer, Vorsitzender des Geschichtsvereins. „Da ging es um die Innenstadt und den Stadtsee. Das war gut angekommen, es gab immer wieder Nachfragen.“ Und so sammelten die Geschichtsfreunde die alten Fotos, sichteten die bereits geschossenen aktuellen Gegenüberstellungen aus gleicher Perspektive und aktualisierten bei Bedarf den Fundus.

Und so entstand in halbjährlicher minutiöser Kleinstarbeit ein neues Belegexemplar der lebendigen Staßfurter Geschichte. Vielen, die sich gern erinnern, und der jüngeren Bevölkerung, die um die große Historie der Salzstadt zum Teil nicht mehr weiß, wird erklärt, warum sich die Innenstadt um sieben Meter abgesenkt hat, weshalb die Johanniskirche – auch bekannt als „Schiefer Turm“ – 1965 abgerissen wurde oder warum Staßfurt als Bergarbeiterstadt gilt.

Viele Sponsoren für 4000 Euro teure Produktion

Die historischen Fotos reichen dabei von Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 1970er und 1980er Jahre. Historische Fotos, die zum Beispiel von der heute nicht mehr existenten Kirchturmspitze an der Johanniskirche gemacht wurden, stellten die ehrenamtlichen Historiker in der Gegenwart mit einer Drohne nach. „Noch bis vor vier Wochen haben wir dabei Fotos ausgetauscht“, so Schäfer. Fast bis zum letzten Drücker wurde gewerkelt, um ein in sich stimmiges Gesamtwerk auf die Beine zu stellen. Dieses wurde nun wie schon frühere Bücher bei „Salzland Druck“ in Auftrag gegeben.

„Schon viele Jahre gibt es eine gute Zusammenarbeit“, sagt Lutz-Michael Link. „Wir haben schon viele Publikationen des Vereins gedruckt. Uns geht es dabei nicht nur darum, das Herzblut zu würdigen, sondern auch Menschen und Region bei der Stange zu halten.“ Damit mit dem Werbebüchlein für Staßfurt die Menschen, die hier wohnen, wieder oder überhaupt erst erkennen, dass es durchaus viele schöne Ecken gab oder auch noch gibt. Es geht auch darum, einen gewissen Lokalpatriotismus zu wecken und Staßfurter etwas Stolz in die Brust zu pflanzen. Den Stolz darauf, ein Staßfurter zu sein und dies auch mit dem Buch des Staßfurter Geschichtsvereins zu zeigen.

Am vergangenen Freitag wurde die 1000 Stück umfassende Auflage an einem Tag gedruckt. Jetzt wird noch gefalzt und geklebt. Offizieller Endauslieferungstermin an den Verein ist am 17. Mai. 4000 Euro hat die Produktion des Buches insgesamt gekostet. Ein Teil wurde aus der Vereinskasse beigesteuert, ein Großteil kam aber über eine Stiftung zusammen. Dazu gab es zahlreiche kleine und große Unternehmen aus der Region, die finanziell unter die Arme griffen. Auch ein paar Einzelsponsoren steuerten Geld bei. „Darüber freuen wir uns sehr“, sagt Rico Schäfer. Denn nur so konnte dieses Buch entstehen. Geholfen hat auch, dass „Salzland Druck“ die Papierkosten abgezogen hat, dadurch konnte ein günstigerer Preis erzielt werden.

Verkauf im Internet, bei der Stadt und im Museum

Erstmals wird das Fotobuch „Staßfurts Alte Mitte – Abriss und Neubeginn“ zum Salzlandfest vom 14. bis 16. Juni in den freien Verkauf gehen. Dort ist der Staßfurter Geschichtsverein mit einem Stand vor Ort. Nach dem Verkaufsstart wird „Staßfurts alte Mitte“ aber auch auf der Homepage, bei Facebook, in der Stadtinformation oder im Stadt- und Bergbaumuseum erhältlich sein. Und vielleicht sollte man sich tatsächlich beeilen beim Kauf. Denn die Erfahrung zeigt: Solche Auflagen sind zügig vergriffen. Am Verkaufspreis muss noch getüftelt werden. Aber dieser sollte zum einen bezahlbar sein. Zum anderen: „Es soll noch Geld übrig bleiben“, sagt Rico Schäfer. Denn nach dem Buch ist vor dem Buch. „Es gibt bereits eine neue Buch Idee“, verrät Schäfer. Er lächelt, macht eine Kunstpause. „Aber daran müssen wir noch feilen.“ Spruchreif ist die Idee noch nicht.

Auch darüber hinaus ist noch reichlich Platz im kreativen Kopf. „Das geschichtliche Interesse in Staßfurt ist vorhanden“, sagt Karl-Michael Beyer, Schriftführer und Finanzchef beim Geschichtsverein. Er selbst organisiert in der Urania regelmäßig Veranstaltungen rund um Staßfurts Historie. Wären da anfangs sieben Zuschauer dabei gewesen, sind es nun bis zu 35. Ein gutes Zeichen. Staßfurt liebt seine Vergangenheit. Denn nur wer seine Wurzeln kennt, kann selbst welche schlagen. Das Lebensmotto gilt auch in der Salzstadt.

Stassfurts Alte Mitte - Abriss und Neubeginn