Geschichtsträchtiges Originalstück wird auf dem Gelände der Staßfurter Stadtwerke aufgestellt
Artikel aus der Volksstimme vom 10. Januar 2012
Von René Kiel
Das kündigte der Vorsitzende des Geschichtsvereins der Stadt Stallfurt, Heinz-Jürgen Czerwienski, im Volksstimme-Gespräch an. „Ziel ist es, dass das historische Fahrzeug zur nächsten Haus, Garten und Freizeitmesse (Hagema) im Mai seinen neuen Platz am Eingangsbereich der Stadtwerke findet“, sagte Czerwienski. Dieser Standort wurde nicht zufällig ausgewählt. Denn auf diesem Gelände befand sich einst das Straßenbahndepot. Dort sollen dann auch Ausstellungen zur Verkehrsgeschichte durchgeführt werden.
Eine Aufstellung des Schienenfahrzeugs im Staßfurter Stadtgebiet hielt der Vereinschef nicht für sinnvoll. Das dieser Wagen überhaupt in der alten Salzstadt gelandet ist, ist dem ehemaligen Geschäftsführer der Stadtwerke, Volker Schulz, zu verdanken. „Als er 2010 aus seiner Funktion ausschied, wünschte er sich anstelle von Geschenken Geldspenden, um den Ankauf der in Naumburg aufgespürten finanzieren zu können“, berichtete Czerwienski. „Wir wollen der Nachwelt die Staßfurter Straßenbahngeschichte lebendig erhalten“, so Schulzes Motivation.
Restaurierung übernommen
Heinz Czerwienski und seine Mitstreiter vom Geschichtsverein haben die Restaurierung des auf dem Stadtwerke-Gelände stehenden Wagens übernommen. „Damit beschäftigen sich seit einem halben Jahr Ein-Euro-Kräfte“, sagte der Vereinschef. Im Gegensatz zu den Stadtwerken kann diese Interessengemeinschaft der Hobbyhistoriker und Geschichtsinteressierten der alten Salzstadt Fördermittel und Spenden für dieses interessante Projekt einwerben.
Czerwienski: „Wir werden unheimlich stark von der Sparkassenstiftung Aschersleben-Staßfurt und von der Firma Grützmacher unterstützt“. Für Staßfurt hat dieses Gefährt eine besondere Bedeutung. Der ET 54 Einheitswagen, so die offizielle Bezeichnung, traf am 2. April 1955 im Depot in Staßfurt ein. Am 25. April absolvierte der Triebwagen Nummer 20 seine Probefahrt und war ab dem 15. Mai permanent bis 1957 im Dienst. Dann kam er nach Magdeburg.
Kurzchronik
- Dezember 1898: Vertrag des Magistrats der Stadt Staßfurt mit der „Continental Eisenbahnbau- und Betriebsgesellschaft“ in Berlin zur Errichtung einer Straßenbahn in Stallfurt.
- 14. Januar 1899: Continentale Eisenbahnbau- und Betriebsgesellschaft erhält Konzession zum Bau der Straßenbahn.
- Anfang 1900: Fertigstellung des neuen Straßenbahndepots am heutigen Standort der Stadtwerke. Anfangsbestand: zwölf Motorwagen und neun Anhanger
- 07. April 1900: Inbetriebnahme der ersten Teilstrecke von Schacht Achenbach bis Hecklingen. Eine Nebenstrecke gab es vom „Kölner Platz“ (Steinstraße/Eingang Wassertorstraße) zum Bahnhof.
- 01. Juli 1900: Inbetriebnahme der Strecke Achenbach – Neustaßfurt Löderburg. Die Gesamtstrecke war damit etwa zehn Kilometer lang.
- 01. Januar 1951: Übernahme der Rechtsträgerschaft durch Rat der Stadt.
- 31. Dezember 1957: Stilllegung des Straßenbahnverkehrs. Den Personentransport übernehmen Busse.
