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Geschichtslektion aus dem Bus

Zum Tag der Menschen mit Behinderung gab es mehrere Veranstaltungen, unter anderem die barrierefreie, kostenlose Stadtrundfahrt, die von vielen genutzt wurde.

Artikel vom 5. Dezember 2024

Von ALMA PASCHKE

STASSFURT. Eine große Menge an Menschen steht am Dienstagnachmittag an der Bushaltestelle Luisenplatz, so viele warten hier selten gleichzeitig auf einen Bus. Aber sie warten auf einen besonderen Bus, der sie am Ende wieder genau hier abliefern wird. Da kommt er, hält. Es zischt, als die Luft auf einer Seite abgelassen wird, damit sich Eingang und Fuß-weg auf einer Höhe befinden.

Es ist ein spezieller Niederflurbus mit Platz für mehrere Rollatoren und zwei Rollstühle, und die müssen natürlich auch problem-los ein- und aussteigen können. Kerstin Bergner, Vorstehende der Schmerzlotsen Staßfurt, wirbelt noch herum und streicht je-den auf ihrer Liste ab, der einsteigt. 44 Menschen haben sich zur barrierefreien Stadtrundfahrt angemeldet. Der Bus ist gut gefüllt, als er von der Haltestelle abfährt und seine Reise durch das Staßfurt der Vergangenheit beginnt. Rico Schäfer, Vorsitzender des Staßfurter Geschichtsvereins führt die Tour, mit Mikro über Lautsprecher, damit ihn jeder verstehen kann.

Erste Bustour nach über 15 Jahren

Er gesteht: „Das ist eine Probefahrt. Das ist das erste Mal seit 15 oder 20 Jahren, dass wir eine Tour mit Bus machen.“ Für diejenigen, denen auch der Lautsprecher nicht hilft, weil sie hörgeschädigt sind, gibt es eine Gebärdendolmetscherin. Schnell gestikuliert sie zu den Worten von Schäfer, zeigt nach links oder rechts, ein paar Sekunden versetzt zu Schäfer. Die Reise geht vorbei an den ehemaligen Schächten, über Leopoldshall, Alt-Staßfurt und die Innenstadt. Gelegentlich hält der Bus. Rico Schäfer gesteht, dass es

gar nicht so einfach sei, mit einem Bus dieser Größe eine Tour zu planen: „Wir haben im Vorhinein überlegen müssen. Es gibt viele Sachen, die wir gerne gezeigt hätten, aber in Staßfurt kann man sich mit einem Bus schnell verfahren und nicht mehr aus einer Straße rauskommen.“ Dank der Vorbereitung läuft alles glatt. über zwei Stunden erzählt Schäfer über die einstige Straßenbahn, über Denkmäler und welche Geschäfte sich in welchem Gebäude befunden haben. Es sind viele Gebäude mit bunter Geschichte, die jetzt verlassen sind, aber Schäfer stimmt das nicht traurig. „Mit unserer Arbeit im Geschichtsverein können wir die Geschichte einer einzelnen Stadt nochmal zum Leben erwecken. Das macht Lust und Laune.“

Am Ende der Tour wird gerne geklatscht und positive Rückmeldung gegeben. Die Schmerzlotsen planen bereits eine Wiederholung der Aktion in kleinerer Form. „Wir haben uns sehr über das große Interesse gefreut und sind zufrieden, wie es gelaufen ist. Beim nächsten Mal würden wir gerne direkt von der Urania starten, wo wir auch sitzen. Aber wir müssen immer gucken, dass wir die Fördermittel für solche Aktionen bekommen“, sagt Bergner.

Die Menschenmenge zerstreut sich schnell, denn es steht noch ein weiterer Punkt auf dem Programm zum Tag, der Menschen mit Behinderung: eine offene Runde mit Bürgermeister Rene Zok (CDU). Dieser war auch am Dienstag-morgen schon dabei, als der neue barrierefreie Eingang zum Verabschiedungsraum auf dem Friedhof in der Heckdinger Straße offiziell eingeweiht wurde. In Kooperation zwischen der Lebenshilfe Bördeland und der Stadt Staßfurt gefördert durch die Aktion Mensch, wurde das Pflaster unterfüttert und ein Geländer mit entsprechendem Handlauf montiert. „Menschen mit Beeinträchtigungen haben das Recht auf volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft und somit auf Inklusion und Teilhabe“, heißt es im Antrag für die Maßnahme.

Geschichtslektion aus dem Bus Volksstimme 05.12.2024