Leute heute
Artikel aus der Volksstimme vom 24. Juli 2020
Gemütlich ist, wenn die Kaffeemaschine blubbert und davor sich zahlreiche Mitglieder des Staßfurter Geschichtsvereins versammeln, um über Gott und die Welt zu plaudern. Ja, die Straßenbahn im Athenslebener Weg in Staßfurt hat im Innenraum auch eine Kaffeemaschine. Und die läuft von Zeit zu Zeit, wenn die historische Bahn zum Anlaufpunkt wird. Vor ein paar Tagen war es wieder soweit. Die Mitglieder des Staßfurter Geschichtsvereins, die die Straßenbahn liebevoll pflegen und hegen, hatten sich an der Straßenbahn versammelt, um ein Danke-schön in die Welt zu setzen.
Verein bekam Spenden
Mit 1700 Euro Materialkosten hatten die Geschichtsfreunde die Bahn kürzlich instand gesetzt. Die Mitglieder des Geschichtsvereins reparierten das Dach, machten es witterungsfest. Diese Arbeiten waren dabei nur möglich, weil der Verein Spenden bekommen hatte. 500 Euro bekam der Verein von den Stadtwerken Staßfurt. Elke Heitmann (Vierte von links) übergab in Vertretung für Geschäftsführer Eugen Keller den Scheck. 300 Euro steuerte die Fahrschule Guido Zahn bei. Der Inhaber (Dritter von links) übergab das Geld vor Ort. Dachdecker Uwe Kirchner (Zweiter von links) stellte kostenlos das Gerüst für die Sanierungsarbeiten. Die restlichen Kosten übernahm der Geschichtsverein aus der Vereinskasse. Die Straßenbahn mit der Nummer 20, auch bekannt als „Chlorodontschaukel“, war von 1955 bis 1957 in Staßfurt im Einsatz und brachte Fahrgäste von Hecklingen über Staßfurt nach Löderburg. Der ehemalige Geschäftsführer der Stadtwerke Volker Schulz hatte sich darum bemüht, die Straßenbahn, die in einem Pflegeheim in Naumburg stand, wieder nach Staßfurt zu holen.
Reise zurück in die Bodestadt
Im Jahr 2010 ging die Straßenbahn auf ihre letzte Reise in die Bodestadt. Dort steht sie auf dem Gelände der Stadtwerke Staßfurt im Athenslebener Weg an der Stelle, wo das Straßenbahndepot war. Der Wagen verfügte ursprünglich über 22 Polstersitze und hatte 37 Stehplätze. Einen Straßenbahnbetrieb gab es in Staßfurt von 1900 bis 1957. Er führte von Hecklingen nach Staßfurt und weiter nach Löderburg. Die gesamte Streckennetzlänge betrug etwa zehn Kilometer. Nach der Einstellung des Straßenbahnbetriebes übernahmen Omnibusse den Personentransport in Staßfurt. Die Bahn mit der Nummer 20, die jetzt seit zehn Jahren wieder in Staßfurt ist, zog 1958 nach Magdeburg um und war dann dort im Einsatz. 1977 zog die Straßenbahn nach Gera um, 1983 kam sie nach Naumburg, wo sie ab 1993 als Caféwagen in einem Pflegeheim genutzt wurde. (ej)
