Zum Inhalt springen

Alte Ziegelei sorgt für staunende Gesichter

Mitglieder des Staßfurter Geschichtsvereins sahen sich im Industriedenkmal in Westeregeln um

Artikel vom 17. August 2021

13 Mitglieder des Staßfurter Geschichtsvereins und ein Gast informierten sich Sonntagnachmittag in Westeregeln über das Industriedenkmal alte Ziegelei. Sie waren erstaunt darüber, was sie dort zu sehen und zu hören bekamen.

Der ehemalige Gymnasiallehrer Günter Stock nahm sie sehr viel Zeit, um den Mitgliedern des Staßfurter Geschichtsvereins die Besonderheiten dieses Standortes näher zu bringen. Dabei zog er immer wieder Parallelen zwischen Westeregeln und Staßfurt, die beide auf dem Staßfurt-Egelner-Salzsattel liegen. Aber anders als in Westeregeln fehlt in Staßfurt der Gips über den Salzvorkommen. Von Günter Stock erfuhren die Gäste, dass in Westeregeln bereits im Jahr 1683 eine Kalkbrennerei eröffnet wurde. Da

In Westeregeln kann man wie an der roten Wand im Solbad in Staßfurt in das Erdreich reinrauschen.
mit konnte der Gips als Baumaterial Verwendung finden. 1871 folgten dann die ersten Salzschächte und zehn Jahre später wurden von Hugo Oskar Georg von Sholto Douglas die Konsolidierten Alkaliwerke Westeregeln gegründet. Das
Salz wurde bis zum Jahr 1945 gefördert. Zudem erfolgte dort der Abbau von Braunkohle. „Er war die Initialzündung für den Tonabbau“, sagte Günter Stock. Der Ton sei die Grundlage für die Produktion von Ziegeln gewesen, die in Westeregeln erst im Jahr 1992 eingestellt wurde. Zuletzt hätten dort behinderte Menschen Spezialziegel für die Denkmalpflege hergestellt, so zum Beispiel auch für den Fußboden im Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg.

Die Besucher hörten auch, dass dort besonders Frauen sehr schwer arbeiten mussten, um pro Tag 18000 Ziegelsteine, die in einem Ringofen gebrannt wurden, herzustellen. Die Westeregelner haben zwar nicht den größten, aber den längsten Hoffmannschen Ringofen, berichtete Günther Stock. Und das Gute ist, all das, was den Betrieb einst ausmachte, ist nach der Wende dank des Einsatzes der Sozial-Aktien-Gesellschaft Bielefeld, der das Industriedenkmal gehört, des Vereins der Freunde und Förderer der Ziegelei und Gipshütten Westeregeln und anderer Unterstützer als industriekulturelles Erbe saniert und für die Nachwelt erhalten worden.

„Dass wir ein solches Industriedenkmal in der Nähe haben, habe ich nicht gewusst“, sagte Heidemarie Hoffmann aus Hecklingen. „Ich fand das ganz klasse. Hier ist etwas erhalten worden von der früheren Produktion. Man hat gesehen, wie die Leute sich damals schaffen mussten, um Ziegel herzustellen. Das wird hier gewürdigt“, lobte der stellvertretende Vorsitzende des Geschichtsvereins Staßfurt Uwe Kersten. Er bedankte sich bei Ehrenzieglerin Christine Urbat mit einer Vereinschronik und einer Spende.

Alte Ziegelei sorgt für staunende Gesichter